Freitag, 29. November 2013

Erster Zwischenbericht


Ich erinnere mich noch gut daran, als auf einem der Seminare betont wurde, dass gewisse Berichte Pflicht sind zu schreiben. Einer ist dieser und damals dachte ich, dass 2 Monate echt eine relativ lange Zeitspanne sind. Immerhin 1/6 von meinem Aufenthalt hier im Uradi Paradise. Doch die Zeit rast mit Höhen und Tiefen und begann mit zahlreichen Tränen am Flughafen.

Trotz der ausgiebigen Vorbereitung und zahlreichen Seminaren fühlte ich mich plötzlich gar nicht mehr so gut vorbereitet und konnte mir plötzlich gar nicht mehr vorstellen ein Jahr von zu Hause weg zu sein. Doch ich glaube das lag alles an der Angst und Aufregung kurz vor dem Abflug.

Nachdem ich mit Abstand den schlimmsten Flug hinter mir hatte sind wir in Kenia, Kisumu gelandet.
Und alles war anders als erwartet.
Wir wurden sofort liebevoll in Uradi aufgenommen und das Grüppchen mit dem ich hier auf dem Parish lebe ist wie eine Familie für mich geworden.
Bisher waren alle Sorgen und Ängste vollkommen unberechtigt weil man überall mit offenen Armen empfangen wird.

 
Uradi ist ein sehr kleines Dorf und sehr ländlich gelegen. Vergleichsweiße mit den anderen Einsatzstellen liegt Uradi wirklich im Busch.
Die Straßen sind unglaublich schlecht und einige Bumper haben mich schon aus meinem Schlaf gerissen wenn ich im Auto mal eingeschlafen bin.
Uradi betreibt einen Kindergarten, der auf dem gleichen Gelände wie die Primary School liegt, eine Secondary School für Mädchen und ein Health Center.

Ich bin in einem eigenes Haus mit meiner Mitfreiwilligen untergebracht. Dort haben wir jeweils ein eigenes Zimmer, ein Bad und einen Sitting Room.
Gegessen wird jeden Abend gemeinsam mit unserem Father und Deacon im Parishhouse.

 

 
Zur Zeit beschränkt sich meine Tätigkeit auf die Arbeit im Krankenhaus.

Anfangs habe ich auch noch im Kindergarten gearbeitet. Das habe ich aber nach einigen Wochen schnell wieder aufgegeben. Die Kinder sprechen kein Englisch und kleben sich überall an deinen Körper wo sie nur können. Ich denke wenn ich ein bisschen mehr Luo sprechen kann, werde ich dort nochmal mein Glück versuchen.

Im Krankenhaus habe ich schon einen relativ geordneten Wochenablauf.

Montags und donnerstags kommen schwangere Frauen oder Mütter mit ihren Kindern um Medikamente oder Impfungen zu bekommen. Ich sitze dann am Customer Desk und nehme neue Patienten auf, verteile benötigtes Vitamin A, lass die Kinder wiegen und trage alles in die dafür vorgesehen Bücher ein.

Dienstags ist Clinic Day für die HIV Patienten. Dort bin ich meist dafür zuständig den BMI auszurechnen. Für mich ist immer wieder erschreckend wie viele Menschen kommen und vor allem wir jung manche Patienten noch sind.

Doch einige Menschen versäumen diesen Termin und holen ihre Medikamente nicht ab. Deshalb habe ich nun mit David, einem Mitarbeiter und meiner Mitfreiwilligen Judith das Projekt gestartet, Dienstags nachmittags die Patienten die nicht erschienen sind in ihren Häusern zu besuchen und ihnen ans Herz zu legen, das Krankenhaus regelmäßig zu besuchen um ihre Medikamente zu nehmen.

Mittwochs und freitags beschäftige ich mich mit den Dingen, die sonst noch so anfallen. Dazu gehören Verbandswechsel oder das Erklären des richtigen „breastfeedings“.

Ich hatte schon nach 2 Monaten die Gelegenheit eine Geburt zu sehen und damit hat sich ein Wunsch von mir schon nach kurzer Zeit erfüllt.

 

Neben dem Krankenhaus arbeite ich zweimal die Woche in der Secondary School. Dort gebe ich gemeinsam mit Judith Deutschunterricht. Der Unterricht ist nur mehr oder weniger erfolgreich. Wir verstehen uns so gut mit den Mädchen, dass wir öfter mal den Faden verlieren und uns über Erfahrungen und Eindrücke austauschen anstatt die deutsche Grammatik oder Vokabeln zu pauken.

 
Am Wochenende gehe ich mit Judith meist Freunde besuchen, die wir  jetzt schon gefunden haben oder verbringen ein Wochenende mal in Kisumu um ein bisschen Abstand zu bekommen.

 
Bisher bin ich von Heimweh verschont geblieben und fühle mich sehr wohl.

Angekommen sein würde ich es trotzdem nicht nennen, denn gelegentlich  gibt es hier und da mal Situationen bei denen ich immer noch nicht genau weiß wie ich damit umgehen soll. Ob das die bettelnden Menschen auf der Straße sind, die Kinder die schon aus hundertmeterweiter Entfernung „Mzungu“ brüllen oder die Lehrer, die die Kinder in der Schule schlagen obwohl es eigentlich verboten ist.

 

Ich blicke den restlichen Monaten durchaus positiv entgegen und freue mich schon auf die weitere Zeit die ich im Uradi Paradies verbringen darf.


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