Freitag, 29. November 2013

Leben












Hallo ihr Lieben,
in letzter Zeit sind ein paar Dinge passiert, die ich euch nicht vorenthalten möchte.

 
Zu allererst muss ich gestehen, dass das Chicken Projekt vorerst beendet ist.  Grund dafür: Alle Chicken sind tot. Nach einer erneuten Attacke, haben wir beschlossen alle Chicken zu schlachten, damit diese nicht „sinnlos“ sterben müssen.
Jetzt wo unsere Chicken alle tot sind, hat sich das Tier, welches unsere Chicken schon angegriffen hatte, sich an den lokalen Hühnern vergriffen. Der Father versucht nun eine Lösung zu finden, um dieses Problem in den Griff zu kriegen.
Wir warten momentan immer noch auf den restlichen Zaun um den Stall fertigzustellen. Haben wir das gemacht, werden wir dann wieder neue Küken holen und einen neuen Versuch starten. Ich hoffe diesmal mit Erfolg.

 
Vor ein paar Wochen haben wir jetzt auch unser Projekt gestartet.
In diesem Projekt geht es darum HIV positive Menschen zu Hause zu besuchen, die nicht zum Clinic Day gekommen sind um ihre Medikamente zu holen.
Durch die Besuche wollen wir herausfinden weshalb sie nicht gekommen sind und versuchen die Patienten zu überzeugen an den abgemachten Terminen im Krankenhaus zu erscheinen um ihre Krankheit richtig behandeln zu können.
Momentan bezahle ich den Sprit für das Motorrad, mit dem wir die jeweiligen Personen zu Hause besuchen fahren, mit den Spendengeldern, die mich bisher erreicht haben.
Die Leute sind gegenüber unserer Besuche unterschiedlich gestimmt.
Eine Frau beispielsweise zeigte kaum Einsicht obwohl ihr Sohn eine erschreckende Diagnosis bekommen hat. Sie selbst geht nicht ins Krankenhaus um ihre Medikamente zu holen, ihr Ehemann hingegen schon.
Ich war wirklich schockiert wie leichtsinnig diese Frau mit ihrer Diagnose umgeht und auch gegenüber ihrem Kind keine Einsicht und Engagement im Bezug auf seine Heilung zeigt.
Das genaue Gegenteil war ein Mann, der seit Jahren immer regelmäßig für seine Medikamente ins Krankenhaus gekommen ist.
Er war im groben gesehen gar kein Defaulter, da er zu schwach ist ohne Hilfe ins Health Center zu kommen. In diesem Falle ist der Junge, mit dem er immer zusammen kommt, in die Schule gegangen. Einen Tag später kam der Mann mit seiner Begleitung um seine Medikamente abzuholen. Zumindest ein kleiner Erfolg.

 

 
Einige Tage zuvor mussten wir unsere Mädels von Form 4 verabschieden, die mit uns gemeinsam auf dem Compound gewohnt haben. In der Zeit sind uns die Mädchen echt ans Herz gewachsen und ich bin wirklich traurig, dass diese jetzt gehen mussten.
Es gab eine kleine Abschiedsparty mit großem Buffet, Süßigkeiten, Popcorn, Keksen und Musik.
Zwischendurch wurde ich dann genötigt zu tanzen. Das habe ich hier mittlerweile echt aufgegeben. Neben den Mädchen fühlt man sich immer wie ein unkoordinierter Hampelmann.
Die Verabschiedung war echt schön und einige Mädchen haben wir schon zu Hause besucht, da wir durch die Ferien viel Freizeit haben.

 
Leider gab es auch einen Zwischenfall der Judith und mich wirklich schockiert hat.
In Form 3 gab es am vorletzten Schultag eine Schlägerei zwischen zwei Mädchen im Klassenraum.
Daraufhin wurde eine von ihnen aus dem Raum geschmissen.
Später wurde diese von einem Lehrer schwer beschimpft, dass sie ihrer Familie nicht würdig wäre und wurde danach so heftig geschlagen, dass sie ins Krankenhaus musste.
Judith und Ich sind spät am Abend ins Hospital mit Süßigkeiten und Früchten um dem Mädchen ein bisschen Gesellschaft zu leisten.
Am nächsten Tag musste das Mädchen dann in die nächst größere Stadt, Siaya, um dort behandelt zu werden.
Wir haben es uns nicht nehmen lassen den Tag später nach Uranga zu fahren um das Mädchen zu besuchen. Dort haben wir erfahren, dass das Schlagen der Schüler genau so verboten ist wie in Deutschland und das man gerichtlich dagegen vorgehen kann. Sie verzichtet darauf aber ihre Verletzungen sind zumindest mittlerweile geheilt.
Für mich war es das erste Mal, dass ich mit einem solchen Gewaltverhalten hier in Kenia in Berührung gekommen bin. Ich war wirklich schockiert und wusste im ersten Moment nicht wie man dem Mädchen helfen soll.

Graduation in Duha

 
In den Tagen bevor die Ferien gestartet sind, haben Judith und ich zwei Graduations besucht.
Eine fand in der Primary School Duha statt.
Diese Graduation war sehr klein und wir waren die Begleiter von Stephen Obok.
Für die es nicht wissen: Graduation hier, ist die Entlassung der Kindergartenkinder in die erste Klasse der Primary School.
Die Kinder tragen Hütchen und Kleidchen wir in den amerikanischen High School Filmen.
Die Kinder tragen ein paar Gedichte und Tänze vor und danach werden Reden gehalten. Da mussten Judith und ich auch ran und wir haben den Eltern und Kindern das ein oder andere gute Wort mit auf den Weg gegeben.
Die Graduation der Kindergartenkinder von Uradi fand einige Tage später statt.
Diese wurde ein bisschen größer aufgezogen mit einer großen Musikanlage und einem großen Buffet.
Zu Beginn  haben wir geholfen die Kinder in die Kleidchen und Hütchen zu stecken und durften danach den Rest der Feier genießen.
Die Kinder haben wirklich ein süßes Programm auf die Beine gestellt und ich war ein bisschen stolz auf „unsere“ Kinder.

 
 Graduation in Uradi
 
Vor einigen Tagen haben wir den Freiwilligen in Sega einen Besuch abgestattet und sind gemeinsam mit Vicky und David auf ein Music und Drama Festival.
Dort war es echt super lustig und die Beiträge teilweise echt so schlecht, dass man sich das Lachen verkneifen musste.
Aber es war ein echt netter Trip vor allem, weil ich auf dem Weg meine erste Schlange gesehen habe. Die war wirklich riesig und ist  vor meinem Piki Piki über die Straße geschlängelt.

 


Heute hat uns Nancy, eine Freundin von uns, und mit zu einer alten, kranken, blinden Frau genommen.
Dort haben wir dann ein bisschen Zeit mit dieser verbracht und vorher Zucker, Brot und Seife für diese gekauft.
Wir haben für diese gekocht und versucht uns ein bisschen zu unterhalten. Die Frau hat uns erzählt, dass einige Tage zuvor Jugendliche in ihr Haus eingedrungen sind und ihr ganzes Essen geklaut haben. Sie bekommt keinerlei Unterstützung von Nachbarn und wohnt ganz alleine.
Als Nancy der Frau ein Kleid überreicht hat, hat die Frau vor Freude angefangen zu singen.
Zu Weihnachten wollen wir ihr nun Chapati und Green Grums bringen und ein bisschen mit ihr feiern, denn sie hat keinerlei Gesellschaft.
Die Frau war unglaublich beeindruckend denn trotz ihres Schicksals war sie unglaublich herzlich und liebevoll.
Ich freue mich schon auf unseren nächsten Besuch bei ihr.


Kisumu, Arbeit, Freundschaften


Hallo ihr Lieben,
wie im letzten Blogeintrag angekündigt haben wir das letzte Wochenende in Kisumu verbracht.

Es war wirklich nett mal aus dem Busch rauszukommen und in die drittgrößte Stadt Kenias zu reisen.
In Kisumu waren wir dann erst mal groß einkaufen und gut Essen.
Das ständige kenianische Essen kann ich so langsam aber sicher nämlich nicht mehr sehen. Somit hat mir die Abwechslung wirklich gut getan.
Abends haben wir es uns dann in der Roof Top Bar mit einigen Flaschen Tusker (kenianisches Bier) gut gehen lassen.
Die Roof Top Bar wird von einem Holländer geführt, der es sich nicht hat nehmen lassen einige Minuten mit uns zu quatschen. In der Roof Top Bar sind wir dann auch einigen weiteren Freiwilligen aus Deutschland begegnet, da die Roof Top Bar als Treffpunkt für die Mzungus gilt.
Wie ließen es uns auch nicht nehmen in das kenianische Nachtleben einzutauchen und sind deshalb in einen kenianischen Club, das Signature, gegangen.
Die Stimmung in kenianischen Clubs ist super. Dennoch werden die Kenianer teilweise sehr aufdringlich. Doch wir konnten dem gut entgehen, da wir relativ viele Deutsche waren und uns gegenseitig von wackelnden Popos abschirmen konnten.

Links: Vicky, Julius, Nikolas und Ich im RoofTop
Rechts: Zu acht im TukTuk (Rekord aller Freiwilligen gebrochen!)


Am nächsten Tag bin ich mit Judith, Sarah und Steffi auf den Markt gegangen um Stoff für diese zu besorgen, da sich alle ein Kleid schneidern lassen wollten. Da ich noch ein bisschen Stoff bei der Schneiderin hatte, bei der ich mein Kleid hab machen lassen, bin ich dort nochmal hin um mir aus dem restlichen Stoff eine Hose und ein Oberteil schneidern zu lassen.
Die anderen haben dort auch ihre Körpermaße nehmen lassen und wir können schon bald unsere neuen Kleidungsstücke abholen fahren.
 
Ich möchte noch etwas zu Kisumu anmerken:
Ich habe Kisumu als zwei Welten erlebt. Es gibt die eine Welt der Reichen Inder, die mit ihrem Geld und Autos protzen wo und wie oft es nur geht.
Und dann gibt es noch die Welt der unglaublich armen Afrikaner, die nachts draußen auf der Straße schlafen und betteln müssen.
Nicht zu vergessen sind die Kinder, die tagsüber am Straßenrand sitzen, unglaublich schmutzig sind und ihren Klebstoff schnüffeln.
 
Nach dem schönen Wochenende in Kisumu ging es dann aber auch wieder zur Arbeit.
Ich merke, dass Judith und ich zunehmend selbständiger im Health Center agieren können.
Mittlerweile sind wir sogar dazu fähig, neue Patienten eigenständig aufzunehmen ohne andere Mitarbeiter um Hilfe anzubetteln.
Dennoch besteht oftmals das Problem, dass Judith und ich mit über 20 Patienten alleine gelassen werden, die dann über 2 Stunden auf ihre Impfungen warten müssen. Impfungen geben Judith und ich nämlich nicht. Ich war vor einen Tagen aber so genervt, dass ich die Nadel selbst in die Hand nehmen wollte um Impfungen auszuteilen.
Ich mit Hebbybytser
 
Wir haben das Problem beim Father angesprochen und er meinte, dass Kenia im Bezug auf Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit eine schlechte Kultur wäre.
Dies kriegt man hier tagtäglich zu spüren. Pünktlich komme ich schon lange nicht mehr um das lange Warten auf die Verabredung zu verkürzen.
Verspätungen von mind. 30min sind hier ganz normal und dürfen auch nicht übel genommen werden.
Die Zuverlässigkeit lässt manchmal auch zu wünschen übrig. Wir warten beispielsweise seit über einem Monat auf den restlichen Zaun um das Gehege unserer Hühner abzusichern.
Obwohl man die Zuständigen tagtäglich daran erinnert gilt hier das Motto „pole pole“ (langsam, langsam).
So langsam gewöhne ich mich aber an die Eigenarten und weiß damit umzugehen.
 
In der letzten Zeit sind Judith und Ich ein bisschen rumgekommen, in dem wir einige unserer Freunde in ihren Häusern besucht haben.
Ich war erstaunt in welch unterschiedlicher Lebensform einige von ihnen leben. Während die einen in Lehmhütten mit Grasdächern leben, hausen die anderen in Häusern aus Beton mit Fliesen und gemütlichen Sofas.
Doch egal wo man hinkommt. Man wird jedes mal unglaublich herzlich und gastfreundlich empfangen, sodass man sich sofort wie zu Hause fühlt.

 
Meine Girls und Ich

Erster Zwischenbericht


Ich erinnere mich noch gut daran, als auf einem der Seminare betont wurde, dass gewisse Berichte Pflicht sind zu schreiben. Einer ist dieser und damals dachte ich, dass 2 Monate echt eine relativ lange Zeitspanne sind. Immerhin 1/6 von meinem Aufenthalt hier im Uradi Paradise. Doch die Zeit rast mit Höhen und Tiefen und begann mit zahlreichen Tränen am Flughafen.

Trotz der ausgiebigen Vorbereitung und zahlreichen Seminaren fühlte ich mich plötzlich gar nicht mehr so gut vorbereitet und konnte mir plötzlich gar nicht mehr vorstellen ein Jahr von zu Hause weg zu sein. Doch ich glaube das lag alles an der Angst und Aufregung kurz vor dem Abflug.

Nachdem ich mit Abstand den schlimmsten Flug hinter mir hatte sind wir in Kenia, Kisumu gelandet.
Und alles war anders als erwartet.
Wir wurden sofort liebevoll in Uradi aufgenommen und das Grüppchen mit dem ich hier auf dem Parish lebe ist wie eine Familie für mich geworden.
Bisher waren alle Sorgen und Ängste vollkommen unberechtigt weil man überall mit offenen Armen empfangen wird.

 
Uradi ist ein sehr kleines Dorf und sehr ländlich gelegen. Vergleichsweiße mit den anderen Einsatzstellen liegt Uradi wirklich im Busch.
Die Straßen sind unglaublich schlecht und einige Bumper haben mich schon aus meinem Schlaf gerissen wenn ich im Auto mal eingeschlafen bin.
Uradi betreibt einen Kindergarten, der auf dem gleichen Gelände wie die Primary School liegt, eine Secondary School für Mädchen und ein Health Center.

Ich bin in einem eigenes Haus mit meiner Mitfreiwilligen untergebracht. Dort haben wir jeweils ein eigenes Zimmer, ein Bad und einen Sitting Room.
Gegessen wird jeden Abend gemeinsam mit unserem Father und Deacon im Parishhouse.

 

 
Zur Zeit beschränkt sich meine Tätigkeit auf die Arbeit im Krankenhaus.

Anfangs habe ich auch noch im Kindergarten gearbeitet. Das habe ich aber nach einigen Wochen schnell wieder aufgegeben. Die Kinder sprechen kein Englisch und kleben sich überall an deinen Körper wo sie nur können. Ich denke wenn ich ein bisschen mehr Luo sprechen kann, werde ich dort nochmal mein Glück versuchen.

Im Krankenhaus habe ich schon einen relativ geordneten Wochenablauf.

Montags und donnerstags kommen schwangere Frauen oder Mütter mit ihren Kindern um Medikamente oder Impfungen zu bekommen. Ich sitze dann am Customer Desk und nehme neue Patienten auf, verteile benötigtes Vitamin A, lass die Kinder wiegen und trage alles in die dafür vorgesehen Bücher ein.

Dienstags ist Clinic Day für die HIV Patienten. Dort bin ich meist dafür zuständig den BMI auszurechnen. Für mich ist immer wieder erschreckend wie viele Menschen kommen und vor allem wir jung manche Patienten noch sind.

Doch einige Menschen versäumen diesen Termin und holen ihre Medikamente nicht ab. Deshalb habe ich nun mit David, einem Mitarbeiter und meiner Mitfreiwilligen Judith das Projekt gestartet, Dienstags nachmittags die Patienten die nicht erschienen sind in ihren Häusern zu besuchen und ihnen ans Herz zu legen, das Krankenhaus regelmäßig zu besuchen um ihre Medikamente zu nehmen.

Mittwochs und freitags beschäftige ich mich mit den Dingen, die sonst noch so anfallen. Dazu gehören Verbandswechsel oder das Erklären des richtigen „breastfeedings“.

Ich hatte schon nach 2 Monaten die Gelegenheit eine Geburt zu sehen und damit hat sich ein Wunsch von mir schon nach kurzer Zeit erfüllt.

 

Neben dem Krankenhaus arbeite ich zweimal die Woche in der Secondary School. Dort gebe ich gemeinsam mit Judith Deutschunterricht. Der Unterricht ist nur mehr oder weniger erfolgreich. Wir verstehen uns so gut mit den Mädchen, dass wir öfter mal den Faden verlieren und uns über Erfahrungen und Eindrücke austauschen anstatt die deutsche Grammatik oder Vokabeln zu pauken.

 
Am Wochenende gehe ich mit Judith meist Freunde besuchen, die wir  jetzt schon gefunden haben oder verbringen ein Wochenende mal in Kisumu um ein bisschen Abstand zu bekommen.

 
Bisher bin ich von Heimweh verschont geblieben und fühle mich sehr wohl.

Angekommen sein würde ich es trotzdem nicht nennen, denn gelegentlich  gibt es hier und da mal Situationen bei denen ich immer noch nicht genau weiß wie ich damit umgehen soll. Ob das die bettelnden Menschen auf der Straße sind, die Kinder die schon aus hundertmeterweiter Entfernung „Mzungu“ brüllen oder die Lehrer, die die Kinder in der Schule schlagen obwohl es eigentlich verboten ist.

 

Ich blicke den restlichen Monaten durchaus positiv entgegen und freue mich schon auf die weitere Zeit die ich im Uradi Paradies verbringen darf.


Sonntag, 10. November 2013

Verspätung

Hallo ihr Lieben,
folgenden Blogeintrag hab ich schon vor über einer Woche geschrieben. Leider gab es erhebliche Probleme und konnte ihn nicht hochladen. Also mit ein bisschen Verspätung:
Zwei Wochen nach dem letzten Eintrag:



Zwei Wochen später

 
Es sind seit meinem letzten Blogeintrag doch wieder zwei Wochen vergangen. Was hab ich also in den letzten zwei Wochen erlebt?

Ich beginne mal mit der Arbeit im Krankenhaus:

Die letzten paar Male haben Judith und ich montags und donnerstags alleine arbeiten müssen. Das lief erstaunlich gut jedoch machen uns unsere mangelnden Luo Kenntnisse doch manchmal schwer zu schaffen. Einige Patienten verstehen kein Englisch und dann müssen wir ab und zu doch mal jemanden zur Hilfe rufen.

Auffällig ist auf jeden Fall das Durchschnittsalter der Schwangeren. Die meisten sind nicht älter als 18. Letzte Woche war ein Mädchen mit ihrem Kind bei uns die erst 16 war. Judith war unglaublich geschockt und kommentierte es nur mit „Das Leben ist für die jetzt vorbei! Die hat jetzt wirklich kein Leben mehr. Die wird jetzt immer mehr Kinder bekommen!“

Aus europäischer Sicht wahrscheinlich nachvollziehbar. Hier ist das Normalität. Meist sind die Mädchen sehr früh verheiratet, verlassen die Schule und gründen eine große Familie. Eine Familie mit weniger als zwei Kindern ist hier sehr selten zu finden.

Letzte Woche hatten Judith und Ich dann das Glück das Ende einer Geburt mitterleben zu können.

Das ganze begann mit einer relativ grotesken Situation.

Das Mädchen, das das Kind geboren hat kam zum allerersten Mal ins Krankenhaus um sich untersuchen zu lassen. Ich hab mich schon sehr gewundert, denn nach dem ausrechnen des Geburtsdatum sah ich, dass es bald schon so weit sein musste.

Plötzlich fing das Mädchen dann zu schreien an und es war sehr deutlich, dass sie unheimliche Schmerzen hatte. Ich bin dann schnell losgelaufen um eine Krankenschwester zu holen, die das Mädchen untersuchen sollte. Währenddessen ist dann die Fruchtblase des Mädchens geplatzt und sie wurde sofort in das Zimmer gebracht in denen Entbindungen stattfinden. Einige Minuten später lief dann ein Mann mit Gewehr ins Krankenhaus ein. Wir wurden sofort aufgeklärt: Das Mädchen soll dieses Jahr die Schule beenden und musste sofort nach der Geburt die für diesen Tag angesetzten Examen schreiben. Diese Tatsache bot Judith und mir dann reichlich Diskussionsstoff.

Aber nicht nur die Arbeit mit Schwangeren und Babys gehört jetzt zu meinen regelmäßigen Tätigkeiten im Krankenhaus. Seit ein paar Wochen gehe ich auch dienstags ins Krankenhaus, da an diesem Tag die HIV Patienten kommen um versorgt zu werden.

In einer Pause fragte mich mein Kollege David ob ich nicht Lust hätte mal durchzuspielen wie ein HIV Test gemacht wird. Kurzerhand haben wir dann beschlossen mit mir einen Test zu machen. David behandelte mich dann wirklich wie einen Patienten und testete mich wie er alle seine Patienten testet. Dazu gehört Psychologische Betreuung und Aufklärung. Das war eine wirklich interessante Erfahrung die ich machen durfte.

Mit David werden Judith und ich im Laufe der zeit wohl mehr zu tun bekommen, da wir beschlossen haben ein altes Projekt von vorherigen Freiwilligen wieder aufleben zu lassen. Dabei handelt es sich um das besuchen von HIV Patienten, die zu schwach sind ins Krankenhaus zu kommen um sich mit Medikamente versorgen zu lassen.

In diesem Zuge möchte ich nochmal um Spenden bitten. Die Spenden sollen nur den Sprit finanzieren denn für ein Transportmittel ist bereits gesorgt. Um einfacher an das Geld zu gelangen ist es sinnvoller die Spenden direkt auf mein Konto zu überweisem. Dabei muss es sich nicht um große Beträge handeln.
 
Miriam Brüggen- Stapel
VR Bank Rhein- Sieg
KontoNr: 0110387016
Bankleitzahl: 370 695 20

Kommenden Mittwoch werde ich dann ein Meeting mit David haben und die Bücher durchgehen um herauszufinden welche Patienten Besuch benötigen. Ich gehe davon aus, dass die ersten Besuche schon schnell stattfinden werden.

 
In den letzten zwei Wochen durften wir dann auch einige Einladungen von Freunden wahrnehmen.
Unsere erste verschlug uns nach Uranga zu einer Kollegin vom Krankenhaus. Betty kochte für uns, zeigte uns ihren Compound und heimlich ihren Boyfriend. Sie ist wirklich eine coole Socke und wenn sie das Krankenhaus betritt hebt sich die Stimmung.

Tony & Betty
 
Einige Tage später waren wir dann bei Jaqueline, die viel zeit im Kolping Haus auf unserem Parish Compound verbringt.
Bei Jaqueline zu Hause in Nyadorera wurden wir dann mit gutem Essen versorgt und mit tausenden von Bildern überschüttet. Während Jaqueline für uns gekocht hat, haben Judith und Ich ihre Kinder kennengelernt.
Auch unser Schreiner George hat uns kurzfristig zu einem Besuch eingeladen. Bei ihm ist immer was los und Judith und Ich verbringen unglaublich gerne Zeit mit seinen Kindern.

 
Es gibt aber auch Neuigkeiten bezüglich des Chicken Projekts. Mittlerweile sind nur noch fünf unserer Hühnchen am Leben. Mahde kam nämlich auf die großartige Idee eines von ihnen zu schlachten. Ich hatte dann die große Ehre das fetteste von allen auszusuchen. Mahde war ganz begeistert, wie füllig unsere Chicken mittlerweile sind und ich muss gestehen, dass dieses Huhn das Beste war, welches ich bisher hier gegessen habe.

 
An einem Tag haben wir den Father nach Rangala begleitet. Dort sollte eine riesige Messe mit dem Weihbischof stattfinden. Doch vorher haben wir noch einen Abstecher zu einer Primary School gemacht. Dort hat der Father für die Schüler eine Messe gehalten, die jetzt Examen schreiben werden. Für die Schüler dort waren Judith und Ich anscheinend sehr besonders mit unserer weißen Haut. Wir sind kaum aus dem Wagen gestiegen da liefen auch schon alle Kinder auf uns zu grüßten uns und wollten unsere Hände schütteln.
Nach einem kurzen Abstecher auf dem Parish um zu frühstücken sind wir dann weiter nach Rangala. Und es war nichts zu viel versprochen. Die Messe war riesig. Es waren unglaublich viele Menschen dort und die Stimmung großartig. Alle Menschen haben getanzt und gesungen. Danach wurden wir noch zum Essen ins Parish House von Rangala eingeladen und hatten die Ehre mit dem Weihbischof zu speisen, der uns sogar wiedererkannt hat.

 
 
Die Wochenenden haben wir dann jeweils auf anderen Parishen verbracht.
Das erste Wochenende ging es nach Sega. Dort feierten wir in den Geburtstag von Vicky, einer Mitfreiwilligen rein. Es war schön wieder alle anderen Freiwilligen zu sehen und wir verbrachten einen unglaublich lustigen Abend zusammen. Ich muss ehrlich gesagt sagen, dass Vicky einen deutlich erfolgreicheren Geburtstag verbracht hat als ich. Ich erinnere gerne nochmal an die unglaublich tolle Matatufahrt an meinem Geburtstag.

 
Das zweite Wochenende ging es dann nach Reru. Dort verbrachten wir unsere Zeit nur mit Steffie und Sarah auf dem unglaublich kleinen aber wunderschönen Parish Compound.

Abends veranstalteten wir dann einen Mädelsabend mit frisch gemachten Cocktails und SisterAct.


 
 
Diesen Sonntag sind wir dann zusammen mit einem Secondary Mädchen, Moreen, nach Udenda um dort Affen zu gucken. Massie, auch eine Schülerin, hat sich uns dann angeschlossen. Wir sind dann ein paar hundert Meter in den Busch marschiert und haben wirklich ein paar Affen zu Gesicht bekommen!

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Nächstes Wochenende wollen wir dann mit allen Freiwilligen das Wochenende in Kisumu verbringen.