Donnerstag, 26. September 2013

23 Tage Kenia

Hallo ihr Lieben,

ich bin jetzt schon 23 Tage hier in Kenia und es ist einfach unfassbar wie viel man hier erlebt. Es geschieht einfach so viel, dass es unglaublich schwer ist Zeit zu finden etwas in den Blog zu schreiben.
Durch all die vielen Erlebnisse und Eindrücke ist es total schwer alles richtig zu behalten. Manche Dinge sind einfach so unbeschreiblich, dass es unheimlich schwierig ist diese in Worte zu verpacken.

Ich beginne einfach mal mit der vorletzten Sonntagsmesse, die ist mir sehr im Gedächtnis geblieben.
Das liegt glaube ich vor allem daran, dass dies die längste Messe meines Lebens war.
An diesem Sonntag war nämlich ein Chor aus Nairobi zu Besuch, der mit unserem Chor aus Uradi eine Messe feiern wollte. Die Messe ging über 3 Stunden und hat mich völlig fertig gemacht. Mit hunderten von Menschen in der Kirche war die Hitze unerträglich. Außerdem sorgten die tanzenden Mädchen in den Gängen kurzzeitig für einige Verwirrung meinerseits.
Ich muss gestehen, dass mich die lockere Art der Menschen hier immer wieder begeistert. Die Musik und der Tanz in der Kirche erinnern einen immer mehr an einen Jahrmarkt als an eine Messe.
An dem Tag war auch noch Father Steven zu Besuch, der einfach eine total coole Socke war.
Abends waren wir dann bei Father Samuel eingeladen, einen Freund von unserem Father. Wir sind extra sehr früh losgefahren, weil Samuels Parish am Viktoriasee liegt.

Die Fahrt dorthin war einfach die lustigste Autofahrt meines Lebens. Sie begann damit, dass Father Oscar eine deutsche CD mit ins Auto brachte. Deacon war gar nicht davon begeistert und Father Steven war es egal, weil er nach 1min Fahrt sofort an Judiths Schulter eingeschlafen ist.
Judith und Ich haben die Musik auf unserem Rücksitz einfach nur gefeiert.
Doch wir kamen nicht weit. Direkt in Uranga, 5min von unserem Parish entfernt wurden wir von Menschen angehalten, die ein Stück mit uns fahren wollten.
Hier in Kenia ist das natürlich kein Problem und ungefähr 20 Leute haben sich hinten auf die Ladefläche unseres Pick Ups gequetscht.
Aber anstatt sofort weiterzufahren blieben wir noch kurz stehen was laut Judith und mir ein fataler Fehler war. Am Fenster stand ein Mitglied des Chors aus Nairobi und wollte auch noch mitgenommen werden. Das wäre eigentlich kein Ding gewesen aber der Mann war fett.
Ungefähr 200kg quetschten sich also nun nach vorne auf den Beifahrersitz zusammen mit Deacon.  Das folgende Problem war nun das man die Tür nicht mehr schließen konnte. Auf dem Rücksitz wurden Judith und Ich von unterdrücktem Lachen geschüttelt. Der Mann aus Nairobi rüttelte gefühlte 5min an der Tür bis er es aufgab die Tür zu schließen. Also musste ein netter Mann aus Uranga dies übernehmen. Er nahm mind. 5m Anlauf und sprang mit voller Wucht gegen die Tür, sodass sich die Tür schloss, dabei aber unser Deacon fast durch die Ritze des Beifahrer- und Fahrersitzes zu uns auf die Rückbank geschleudert wurde. Judith und Ich konnten uns darauf nicht mehr halten und sind in schallendes Gelächter ausgebrochen. Father Steven war ganz unbeeindruckt und schlief weiter.
Als dann noch der fette Mann aus Nairobi anfing Kirchenlieder auf Luo zu singen und die Hitze
 im Pick Up immer weiter stieg haben Judith und Ich aus Wut die fürchterliche LuoCD in die Ritze von
zwei Autositzen gestopft. Uns war beiden klar:  Wir werden nie wieder so einen Menschen wie den
Typ aus Nairobi treffen. Er war einfach der Wahnsinn.

 

Montags sind wir dann nach Kisumu gefahren. Dort sollten wir den Bischof besuchen, den ich später
peinlicherweise in Lwak verwechselt habe. Aber das kommt später noch.
In Kisumu sind wir dann zum ersten Mal auf die anderen Freiwilligen getroffen und Judith und Ich
Haben total mit unseren Chicken geprahlt. Immerhin waren ja noch 52 am Leben.
Der Bischof sollte uns ein Missionary Visum ausstellen, da wir momentan nur ein Touristenvisum
besitzen, welches nur 3 Monate lang gültig ist.
Erst am späten Abend sind wir wieder in Uradi angekommen und müde in die Betten gefallen.

Am nächsten Morgen sind Judith und ich vor dem Frühstück zum Stall der Küken. Ich war noch nicht
ganz angekommen da hörte ich schon Judiths verzweifelte Stimme „Miriam?? Da sind irgendwie nur
noch voll wenig Küken drinne“
Es waren noch genau 10 von 52.
Ich bin dann um den Stall und habe einen Haufen von toten Küken auf dem Boden liegen sehen.
Meine Reaktion war dann erstmal diese „KOOOOOOOOOOOOOOOOOOSMAAAAAAAAAAAAAAAAA!“
Daraufhin ist unser Tierjunge Kosma zu uns geeilt um das Dilemma unter die Lupe zu nehmen.
Er hob jedes Küken hoch drehte es in seiner Hand und wollte herausfinden wie diese gestorben sind.
Ich hab dann begonnen mit Kosma zu diskutieren, weil er der Meinung war das 10 Küken 42 Stück
totgetrampelt hätten.
Die Diskussion fand dann aber ein jähes Ende, da wir tote Tiere auf dem Dach entdeckten. Ohne
Kopf. Auf die Frage weshalb die Tiere keinen Kopf mehr hatten wusste keiner eine Antwort.
Kosma vermutete daraufhin ein Tier, welches die Küken ermordet hat.
Judith und Ich sind dann auf die Suche nach dem Täter gegangen
Da wir die Küken abends dem Watchman überlassen, war meine erste Reaktion „Den Wachtman
knüpf ich mir auch noch vor und dann reden wir mal darüber was letzte Nacht wirklich passiert ist!“
Da wir Angst hatten, dass die restlichen 10 auch noch sterben haben wir diese mit in unser Haus
genommen was sich im Nachhinein als schlechte Idee erwiesen hat.
Mittlerweile leben auch nur noch 6 Stück.
Diese Küken rauben einem echt den letzten Nerv. Ich erinnere mich an eine Situation, in dem ein
Küken, den Kopf im Feeder stecken hatte und sich so verkrüppelt hatte, dass es da nicht mehr ohne
Hilfe rauskam. Nachdem ich es befreit hatte hab ich mich erstmal an den Türrahmen gelehnt und
Judith vollgeheult, dass ich die Küken hasse uns sie mich krank machen.
Aber das stimmt nicht so ganz. Trotz der ganzen Hasstiraden hat man sie doch irgendwie ins Herz
 geschlossen.

Den Donnerstag darauf bin ich dann zum ersten Mal ins Health Center um dort zu arbeiten.
An zwei Dinge erinnere ich mich besonders. Zum einen habe ich einen Jungen getroffen der einen
Unfall mit einem Motorrad hatte. Motorräder dienen hier oft als Transportmittel und heißen hier
PikiPikis. Man hat dann einen Fahrer und wird zu dem Ort gebracht, zu dem man gerne möchte.
Der Fahrer des Pikipikis, welches einen Unfall hatte, ist nach dem Unfall abgehauen und hat den
verletzten Jungen auf der Straße liegen lassen.
Zum anderen habe ich Benson, beim Verbandwechsel geholfen und dort habe ich die krasseste
Wunde meines Lebens gesehen. Während ich mir die Wunde anschaute, die sich komplett über das
Schienbein zog und mindestens einen Zentimeter tief war wurde mir so schlecht, dass ich beinahe
umgekippt bin und ich mich erstmal setzen musste. Der Junge mit der Wunde erzählte mir dann, dass
 er diese seit über einem Jahr hat und die nicht richtig verheilt, weil er nicht an die richtigen
Medikamente kommt.
Ich fand das so furchtbar. In Deutschland hätte man diesem Jungen zu 100% das Bein abgenommen,
weil alles einfach total entzündet war.
 
Donnerstag und Freitag geben Judith und Ich jetzt auch immer Deutschunterricht.
Donnerstags unterrichten wir die Form I und freitags die Form II.
Die Schüler haben sofort den Wunsch geäußert mit uns zu singen, was wir ihnen heute schon mal
erfüllt haben.
Als wir freitags zur Form II gekommen sind, wollten diese uns ein bisschen etwas von ihren Tänzen
und Gesängen zeigen.
Dies gipfelte dann in tanzenden Schülerinnen die zwischen den Gängen hüpften und unglaublichen
Lärm, sodass Judith und Ich einen ziemlichen Anschiss von der Principle erwarteten.




 
 
Samstags haben wir dann unseren Father zu zwei Hausmessen begleitet.
Die erste Hausmesse war eine Anniversary. Nach der Messe sollten wir uns dann den Gästen
vorstellen was leider ein bisschen problematisch war, da Judith und Ich im selben Moment einen
Brocken Kuchen essen sollten und ich mit vollem Mund dem Father zu verstehen geben wollte, dass
wir noch ein bisschen bräuchten.
Der Father hat nach der Messe ein Schaf geschenkt bekommen, welches dann auf der Ladefläche des Pick Ups platziert wurde. Nach 10min war die Ladefläche komplett zu geschissen und ich
bemitleidete die Menschen, die dort hinten mit dem Schaf auf der Ladefläche mitfahren mussten.
Zur Info. Das Schaf ist vorletzte Nacht verstorben. Uns es war nicht unsere Schuld (Zitat Judith)



 
Danach ging es dann zur zweiten Hausmesse, eine Beerdigung.
Gefühlt war dies der heißeste Tag den wir in Kenia bisher erlebt haben und Judith und Ich mussten
uns mit über 100 Gästen unter ein Zelt quetschen.
Diese Beerdigung war das groteske was ich je erlebt habe. Während der Sarg in das Loch gehoben
wurde begann ein Chor unglaublich fröhliche Musik zu machen.  Das war alles schön und gut bis sich
die Frau neben mir auf den Boden schmiss und richtig anfing zu schreien und zu weinen. Guckte man
in die Runde taten es ihr einige Frauen gleich. Nach der Beisetzung standen diese Frauen dann auf
und gingen munter zum essen. Deacon klärte uns später dann auf und sagte, dass dies so genannte
Klageweiber waren. Es gibt sogar Beerdigungen da werden diese extra engagiert.
 
Sonntags nach der Messe hatten wir dann vor nach Lwak zu fahren.
Doch unser Father hat sich plötzlich nicht wohlgefühlt und wir mussten daraufhin PikiPikis nach Siaya nehmen. In Siaya haben wir dann knapp eine Stunde im Regen auf die Freiwilligen und den Father aus Sega gewartet, die uns mit nach Bondo nehmen wollten. In Bondo sind wir dann nochmal mit dem PikiPiki weiter und haben nach über 3 Stunden Lwak erreichen können.
In Lwak haben wir dann mit allen Freiwilligen Father Matthews Geburtstag gefeiert.
Jetzt greife ich nochmal die Geschichte mit dem Bischof auf.  Im Sitting Room saß nämlich ein Mann,
der genau die selben Klamotten an hatte wie der Bischof und ich hab sofort begonnen ihm zu
erzählen wie nett ich es gefunden habe ihn am Montag getroffen zu haben bis der richtige Bischof in
den Raum trat und ich dann erst feststellte, dass ich mit irgendwem falsches gesprochen hatte.
In Lwak haben wir dann auch noch in meinen Geburtstag rein gefeiert und pünktlich um 0:00 nach
kenianischer Zeit habe ich meine Geburtstagskerze auf der Dachterrasse ausgeblasen. Wir haben
dann alle die Nacht in Lwak verbracht.
 
Am nächsten Morgen sind Judith und Ich dann mit Vicky und David, die Freiwilligen aus Sega, nach
Hause aufgebrochen. Wir haben uns dann wieder ein PikiPiki nach Bondo geschnappt um dort ein
Taxi zu nehmen. Das Taxi wurde uns von Father Lawrence, dem Father aus Sega, empfohlen.
Aber Taxi? Von wegen!
In jeder Minute stiegen immer mehr Leute in den PKW ein, sodass letzendlich 13 Leute in dem Taxi
mitfuhren.


 
So hatte ich mir meinen Geburtstag eigentlich nicht vorgestellt aber wir machen hier aus jeder
Situation das Beste, sodass wir auch während dieser Taxifahrt den Spaß unseres Lebens hatten vor
allem wenn die verzweifelten Schreie von Vicky von der Vorderbank zu uns an die Rückbank drangen „Leute, ich hab den Schaltknüppel im Hintern!“.
Wir brauchten dann über 4 Stunden bis wir endlich wieder in Uradi waren und da erwartete uns noch eine unschöne Überraschung.
Während unseres Kurztrips nach Lwak waren unsere Küken ausgebrochen und haben unser
komplettes Haus vollgeschissen. Den Geruch könnt ihr euch gar nicht vorstellen.
Wir haben dann erstmal alles sauber machen müssen und sind nach dem Abendessen dann tot müde ins Bett gefallen.
 
Am nächsten Tag, Dienstag, sollten dann alle Freiwilligen zu uns kommen um mit mir meinen
Geburtstag zu feiern.
Judith und Ich haben dann ein paar Betten für David und Vicky gemacht und sind ins Opar um Soda
und eine riesige Stange Zuckerrohr zu kaufen.
Made hatte den ganzen Tag für uns alle gekocht und wir haben uns es Abends dann richtig gut gehen lassen.
Nach dem vermurksten Tag an meinem Geburtstag, hatte ich mir das dann aber auch verdient.
Mittwochs habe ich dann Vicky und David unseren Parish compound gezeigt.
Nachdem die beiden dann abgereist sind, haben Judith und Ich das Fußballtraining der Secondary
Girls beobachtet. Währenddessen kam ich mit einigen ins Gespräch und mir wurden viele Fragen
gestellt beispielsweise weshalb ich keine Nonne werden möchte. Ich hab ihnen daraufhin erklärt,
dass ich später eine Familie möchte und mir wurde prompt der Bruder eines Secondary Mädchens
versprochen.
 
Meine Freizeit verbringe ich oftmals  damit unserer Köchin, Made beim Fahrrad fahren zuzugucken
oder mit Kosma Musik zu hören. Man darf auch nicht die regelmäßigen Folgen Kenny vs. Spenny
 vergessen, die Judith und ich jeden Abend vor dem Abendessen schauen.
Manchmal finden Judith und ich uns auch im Wohnzimmer wieder und lästern über die Haare der
Principle oder spielen mit unserer Katze Lucy oder unserem neuen Hundewelpen Kim.
Gelegentlich fahren wir auch mit Felix nach Siaya um ein paar Besorgungen zu machen. Das ist immer total gemein, weil Judith immer vorne sitzen darf!
In der letzten Woche haben Judith und Ich uns dann noch den Sonnenuntergang angeschaut für den es echt keine Worte gibt.
Aber das ist hier echt oft so. Wir stecken manchmal in Situationen in denen wir später immer sagen
„Ich weiß gar nicht wie ich meinen Freunden oder meiner Familie verständlich machen soll, was hier
gerade passiert!“
 
Die 23 Tage sind echt wie im Flug vergangen und ich freue mich auf alle weiteren die ich hier
verbringen darf.

Freitag, 13. September 2013

Eineinhalb Wochen Uradi Parish Paradise


Ich bin jetzt schon gut über eine Woche in Kenia und hab in dieser kurzen Zeit schon so viel erlebt und Eindrücke gewonnen, dass ich gar nicht so recht weiß wo ich beginnen soll.

 

Am 03.09 ist unser Flieger von Frankfurt nach Kairo gestartet, da wir dort einen Zwischenstopp hatten. Der Flug an sich verlief ganz gut, doch hab ich schnell bemerkt, dass mir das Flugzeugessen nicht so gut bekommen ist, sodass ich die nächsten zwei Flüge und den gesamten nächsten Tag unter heftigen Bauchschmerzen und Übelkeit gelitten habe. Der Flug von Kairo nach Nairobi verlief auch ganz gut. In Nairobi erwartete uns dann eine provisorisch hergerichtete Ankunftshalle, da der Flughafen in Nairobi ein paar Wochen vor unserem Flug abgebrannt ist.

Die Empfangshalle bestand aus großen, weißen Zelten. Ein Gepäckband gab es nicht, deshalb wurden alle Koffer einfach in ein Zelt gestellt und wir mussten uns die dann holen. Ich hab nicht erwartet, dass wirklich jeder seine zwei Gepäckstücke bekommt.

Danach sind wir dann mit einem klapprigen Bus zu unserem Gate gefahren. Dort hatten wir das Problem, dass für den Flug nach Kisumu nur ein Gepäckstück gebucht war. Trotz langer Diskussion mussten wir 270§ draufzahlen, die Julius Gott sei Dank vorstrecken konnte.

Nach 50min sind wir dann in Kisumu angekommen und haben auf unsere Fathers gewartet, die uns abholen sollten.

Unser Father kam mit André einem deutschen, der in Uradi ein ChickenProjekt ins Leben gerufen hat.

Mit den beiden sind Judith und Ich dann nach Kisumu um dort Jenny zu treffen, die 2011/2012 in Uradi war.

Der Father musste dann mit dem Auto in die Werkstatt und Judith und Ich sind dann mit Jenny und André und den Freiwilligen aus Sega, die eine Autopanne hatten, an den Viktoriasee um dort Tilapia zu essen. Das ist Fisch der mit Gemüse und Ugali serviert wird.

Zum Viktoriasee sind wir dann auch zum ersten mal mit sogenannten TukTuks gefahren, was eine sehr abenteuerliche Fahrt war, da wir uns zu viert hinten in ein TukTuk reingequetscht haben. TukTuks sehen aus wie Dreiräder mit einem Motor.

Insgesamt sind hier Fahrten auf den Straßen unglaublich holprig. Ständig fährt man über Schlaglöcher oder Bumper.

Nach dem Trip nach Kisumu hatten wir dann noch einen kurzen Stopp in Sega. Dort haben wir dann wieder was zu essen bekommen. Hier in Kenia muss man ständig essen und ist man satt und möchte nichts essen wird so lange diskutiert bis man doch überredet wird noch etwas zu essen. Dieses Spielchen haben wir fast jeden Abend mit unserem Deacon, der unglaublich gut darin ist einem zum Essen zu nötigen.
Dennoch muss man sagen, dass wir hier sehr gerne essen, da unsere Köchin, Made (=Mutter) unglaublich gut kocht.

In Uradi sind wir dann erst abends angekommen und haben Abendessen bekommen. Danach sind Judith und Ich auch schnell ins Bett, weil wir sehr müde von dem Flug waren.

Wir sind sehr gut in Uradi aufgenommen worden. Durch André sind wir sofort zum Arbeiten motiviert worden und sind jetzt Teil seines Chicken Projekts. Wir sind beispielsweise schon Bäume fällen gewesen um Gehege für die Hühner zu bauen und haben Ställe gesäubert und desinfiziert.

Made nennt uns ihre Töchter. Deshalb müssen wir ihr jeden Tag beim abtrocknen des Geschirrs helfen, weil die Töchter in Kenia ihren Müttern bei der Hausarbeit helfen müssen.

Am ersten vollständigen Tag in Uradi hat uns Father Oscar zu einer homemass nach Uranga mitgenommen. Nach der Messe wurden wir dann zum Lunch eingeladen. Das ist hier so gang und gebe. Die Rückfahrt nach Uradi sind wir dann mit einem lebenden Huhn im Fußbereich des Autos angetreten, da der Father nach Messen oft Geschenke mitbekommt.


Sonntags ist auf dem Parishgelände eine große Sonntagsmesse. In der mussten wir uns dann auf Luo vorstellen.
George, der hier als Schreiner arbeitet, hat uns bei der Vorbereitung unserer Rede unter die Arme gegriffen, sodass wir uns nicht ganz blamiert haben.
Die Messen hier sind ganz anders als in Deutschland. Die Menschen singen unglaublich viel und mit total viel Elan. Der Gesang wird dann meist mit einer Trommel und dem Keyboard begleitet.
Nach der Sonntagsmesse haben Judith und Ich dann tausend Hände geschüttelt, da jeder uns nochmal persönlich begrüßen wollte.



Danach standen dann ganz viele Kinder vor unserem Haus. Mit denen haben wir dann noch ein paar Stunden mit Seifenblasen gespielt. Es ist echt faszinierend, wie lange man die Kinder damit beschäftigen konnte.

Montags hat unsere Köchin frei. Deshalb ist es jetzt unsere Aufgabe Montags zu kochen.
Zu unserem Glück hatten wir André, der wusste wie man schlachtet. Deshalb haben wir morgens eine Ente gekauft um die für das Abendessen zuzubereiten.
Wir haben den ganzen Tag zum kochen gebraucht, da wir zum Mittagessen French Fries machen wollten, die allerdings 4 Stunden gebraucht haben. Nach dem Lunch haben wir dann sofort begonnen die Ente zu schlachten, zu rupfen und zu entnehmen.
Dazu haben wir dann Klöße nach deutscher Art zubereitet.
Der Tag hatte gefühlt eine Bilanz von 100 geschälten Kartoffeln, 10 gefüllten Mägen und einer gekillten Ente.



Dienstags sind Judith und ich dann zum ersten Mal in den Kindergarten um dort zu arbeiten.
Wir hatten gerade mal einen Fuß auf das Gelände gesetzt da schrie schon das erste Kind „MZUNGU“ (=Weißer) und prompt hatten Judith und Ich mindestens zehn Kinder an einem Arm. Die Kinder haben jedes Stück Haut belagert was sie finden konnten und und haben unsere Haare angefasst und kontrolliert ob unsere Haut weiß abfärbt. Wir haben dann mit den Kindern gespielt und bei der Porridge Pause geholfen. Wir haben dann beschlossen dem Kindergarten ein paar neue Becher zu kaufen, da der Porridge in von Ratten angefressen Bechern serviert wird.

Nach dem Tag im Kindergarten war ich schmutziger als nach einem Tag Stallarbeit.

An einem Tag sind wir auch zu George nach Hause um dort Bäume zu pflanzen, da George André ein Stück Land geschenkt hat, damit André dort ein Haus bauen kann.
Wir haben dann in einer Art Zeremonie gemeinsam eine Flasche Soda geöffnet und angestoßen und danach ein paar Löcher gebuddelt und die Bäume hineingesetzt.



Vorgestern hatte ich dann auch mein erstes Stück Zuckerrohr und hab schnell gemerkt, dass ich unfähig bin das zu essen, da mir Made das Zuckerrohr zuschneiden musste und sagte, dass sie das so auch immer für ihr Baby machen muss.

 

Zur Unterkunft:

Judith und Ich sind um FSJ House untergebracht. Das Haus hat 6 Zimmer. Zwei Schlafzimmer, ein Gästezimmer, ein Wohnzimmer, ein Bad und ein Abstellraum.

Unsere Schlafzimmer sind mit einem Schrank, einem Bett, einem Waschbecken und einem Nachttisch ausgestattet. Gelegentlich verirren sich mal ein paar Geckos in unser Haus, die aber überhaupt nicht stören, da sie die Insekten essen.

Wir müssen uns momentan aus Eimern waschen, was aber gar nicht so schlimm ist wie erwartet. Wir haben zwar fließendes Wasser aber das kommt nur aus den Wasserhähnen uns ist kalt.

 

 

Zum ChickenProjekt:

Gestern haben wir die One-Day-Chicken aus Kisumu abgeholt. Die sind einfach noch total klein und mega fluffig. In Kisumu hatten wir dann auch ein One-Day- Training, um zu lernen, wie man diese gegen Krankheiten versorgt und füttert.

Danach mussten wir dann noch einiges an Medikamenten und Futter kaufen. Leider ist uns aufgefallen, dass dies alles Unmengen an Geld kostet und hatten zu wenig mit um uns komplett mit dem Futter für die ersten 5 Wochen einzudecken.

Auf dem Rückweg von Kisumu nach Uradi hatte ich wirklich Angst, dass die Hälfte der Hühnchen auf dem Weg sterben, da die Straßen einfach so unglaublich schlecht sind.

In Uradi haben wir dann den Ofen und das Gehege desinfiziert und die Hühnchen in ihr neues Heim gesetzt. Judith und Ich müssen jetzt Tag und Nacht alle zwei Stunden nach dem Ofen sehen um zu kontrollieren um den Chicken nicht zu kalt oder zu warm ist.

Gestern Nacht hat der Watchman die Nachtschicht für uns übernommen.

Wir haben auch extra Gummistiefel für uns und Kosma, der Tierjunge, gekauft, damit der Stall „steril“ bleibt.

Judith und Ich sind jetzt nun Mütter von 52 Babyhühnern.

Wenn die Hühner groß genug sind können wir diese verkaufen. Dadurch kann die Gemeinde eigenständig sehr viel Geld verdienen.
 
 

 

Insgesamt fühle ich mich sehr wohl hier. Ich verstehe mich sehr gut mit Judith und wir erleben in kürzester Zeit die skurrilsten Dinge.


 

Montag, 2. September 2013

Abschied

Hallo ihr Lieben,
die Zeit ist gekommen und es heißt Abschied nehmen.
Nachdem ich am Samstag auf meinem Abschiedsabend die Möglichkeit hatte, mich wunderbar von meinen besten Freunden zu verabschieden musste ich mich nun heute auch noch von meinen Großeltern verabschieden.
Jetzt sind es nur noch wenige Stunden bis zu meinen Abflug und die Euphorie wird doch nun mehr als erwartet von den vielen Abschieden getrübt.
Ich bin mir aber sehr sicher, dass diese in Kenia wieder voll präsent sein wird.
Ich verabschiede mich mit einem lachenden und einem weinenden Auge und hoffe, dass auch meine geliebten Menschen hier ihren Weg einschlagen.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen einen guten Einstieg ins Studium, in euer FSJ oder viel Erfolg in euer Findungsphase!

Ich hab euch lieb!