Freitag, 13. September 2013

Eineinhalb Wochen Uradi Parish Paradise


Ich bin jetzt schon gut über eine Woche in Kenia und hab in dieser kurzen Zeit schon so viel erlebt und Eindrücke gewonnen, dass ich gar nicht so recht weiß wo ich beginnen soll.

 

Am 03.09 ist unser Flieger von Frankfurt nach Kairo gestartet, da wir dort einen Zwischenstopp hatten. Der Flug an sich verlief ganz gut, doch hab ich schnell bemerkt, dass mir das Flugzeugessen nicht so gut bekommen ist, sodass ich die nächsten zwei Flüge und den gesamten nächsten Tag unter heftigen Bauchschmerzen und Übelkeit gelitten habe. Der Flug von Kairo nach Nairobi verlief auch ganz gut. In Nairobi erwartete uns dann eine provisorisch hergerichtete Ankunftshalle, da der Flughafen in Nairobi ein paar Wochen vor unserem Flug abgebrannt ist.

Die Empfangshalle bestand aus großen, weißen Zelten. Ein Gepäckband gab es nicht, deshalb wurden alle Koffer einfach in ein Zelt gestellt und wir mussten uns die dann holen. Ich hab nicht erwartet, dass wirklich jeder seine zwei Gepäckstücke bekommt.

Danach sind wir dann mit einem klapprigen Bus zu unserem Gate gefahren. Dort hatten wir das Problem, dass für den Flug nach Kisumu nur ein Gepäckstück gebucht war. Trotz langer Diskussion mussten wir 270§ draufzahlen, die Julius Gott sei Dank vorstrecken konnte.

Nach 50min sind wir dann in Kisumu angekommen und haben auf unsere Fathers gewartet, die uns abholen sollten.

Unser Father kam mit André einem deutschen, der in Uradi ein ChickenProjekt ins Leben gerufen hat.

Mit den beiden sind Judith und Ich dann nach Kisumu um dort Jenny zu treffen, die 2011/2012 in Uradi war.

Der Father musste dann mit dem Auto in die Werkstatt und Judith und Ich sind dann mit Jenny und André und den Freiwilligen aus Sega, die eine Autopanne hatten, an den Viktoriasee um dort Tilapia zu essen. Das ist Fisch der mit Gemüse und Ugali serviert wird.

Zum Viktoriasee sind wir dann auch zum ersten mal mit sogenannten TukTuks gefahren, was eine sehr abenteuerliche Fahrt war, da wir uns zu viert hinten in ein TukTuk reingequetscht haben. TukTuks sehen aus wie Dreiräder mit einem Motor.

Insgesamt sind hier Fahrten auf den Straßen unglaublich holprig. Ständig fährt man über Schlaglöcher oder Bumper.

Nach dem Trip nach Kisumu hatten wir dann noch einen kurzen Stopp in Sega. Dort haben wir dann wieder was zu essen bekommen. Hier in Kenia muss man ständig essen und ist man satt und möchte nichts essen wird so lange diskutiert bis man doch überredet wird noch etwas zu essen. Dieses Spielchen haben wir fast jeden Abend mit unserem Deacon, der unglaublich gut darin ist einem zum Essen zu nötigen.
Dennoch muss man sagen, dass wir hier sehr gerne essen, da unsere Köchin, Made (=Mutter) unglaublich gut kocht.

In Uradi sind wir dann erst abends angekommen und haben Abendessen bekommen. Danach sind Judith und Ich auch schnell ins Bett, weil wir sehr müde von dem Flug waren.

Wir sind sehr gut in Uradi aufgenommen worden. Durch André sind wir sofort zum Arbeiten motiviert worden und sind jetzt Teil seines Chicken Projekts. Wir sind beispielsweise schon Bäume fällen gewesen um Gehege für die Hühner zu bauen und haben Ställe gesäubert und desinfiziert.

Made nennt uns ihre Töchter. Deshalb müssen wir ihr jeden Tag beim abtrocknen des Geschirrs helfen, weil die Töchter in Kenia ihren Müttern bei der Hausarbeit helfen müssen.

Am ersten vollständigen Tag in Uradi hat uns Father Oscar zu einer homemass nach Uranga mitgenommen. Nach der Messe wurden wir dann zum Lunch eingeladen. Das ist hier so gang und gebe. Die Rückfahrt nach Uradi sind wir dann mit einem lebenden Huhn im Fußbereich des Autos angetreten, da der Father nach Messen oft Geschenke mitbekommt.


Sonntags ist auf dem Parishgelände eine große Sonntagsmesse. In der mussten wir uns dann auf Luo vorstellen.
George, der hier als Schreiner arbeitet, hat uns bei der Vorbereitung unserer Rede unter die Arme gegriffen, sodass wir uns nicht ganz blamiert haben.
Die Messen hier sind ganz anders als in Deutschland. Die Menschen singen unglaublich viel und mit total viel Elan. Der Gesang wird dann meist mit einer Trommel und dem Keyboard begleitet.
Nach der Sonntagsmesse haben Judith und Ich dann tausend Hände geschüttelt, da jeder uns nochmal persönlich begrüßen wollte.



Danach standen dann ganz viele Kinder vor unserem Haus. Mit denen haben wir dann noch ein paar Stunden mit Seifenblasen gespielt. Es ist echt faszinierend, wie lange man die Kinder damit beschäftigen konnte.

Montags hat unsere Köchin frei. Deshalb ist es jetzt unsere Aufgabe Montags zu kochen.
Zu unserem Glück hatten wir André, der wusste wie man schlachtet. Deshalb haben wir morgens eine Ente gekauft um die für das Abendessen zuzubereiten.
Wir haben den ganzen Tag zum kochen gebraucht, da wir zum Mittagessen French Fries machen wollten, die allerdings 4 Stunden gebraucht haben. Nach dem Lunch haben wir dann sofort begonnen die Ente zu schlachten, zu rupfen und zu entnehmen.
Dazu haben wir dann Klöße nach deutscher Art zubereitet.
Der Tag hatte gefühlt eine Bilanz von 100 geschälten Kartoffeln, 10 gefüllten Mägen und einer gekillten Ente.



Dienstags sind Judith und ich dann zum ersten Mal in den Kindergarten um dort zu arbeiten.
Wir hatten gerade mal einen Fuß auf das Gelände gesetzt da schrie schon das erste Kind „MZUNGU“ (=Weißer) und prompt hatten Judith und Ich mindestens zehn Kinder an einem Arm. Die Kinder haben jedes Stück Haut belagert was sie finden konnten und und haben unsere Haare angefasst und kontrolliert ob unsere Haut weiß abfärbt. Wir haben dann mit den Kindern gespielt und bei der Porridge Pause geholfen. Wir haben dann beschlossen dem Kindergarten ein paar neue Becher zu kaufen, da der Porridge in von Ratten angefressen Bechern serviert wird.

Nach dem Tag im Kindergarten war ich schmutziger als nach einem Tag Stallarbeit.

An einem Tag sind wir auch zu George nach Hause um dort Bäume zu pflanzen, da George André ein Stück Land geschenkt hat, damit André dort ein Haus bauen kann.
Wir haben dann in einer Art Zeremonie gemeinsam eine Flasche Soda geöffnet und angestoßen und danach ein paar Löcher gebuddelt und die Bäume hineingesetzt.



Vorgestern hatte ich dann auch mein erstes Stück Zuckerrohr und hab schnell gemerkt, dass ich unfähig bin das zu essen, da mir Made das Zuckerrohr zuschneiden musste und sagte, dass sie das so auch immer für ihr Baby machen muss.

 

Zur Unterkunft:

Judith und Ich sind um FSJ House untergebracht. Das Haus hat 6 Zimmer. Zwei Schlafzimmer, ein Gästezimmer, ein Wohnzimmer, ein Bad und ein Abstellraum.

Unsere Schlafzimmer sind mit einem Schrank, einem Bett, einem Waschbecken und einem Nachttisch ausgestattet. Gelegentlich verirren sich mal ein paar Geckos in unser Haus, die aber überhaupt nicht stören, da sie die Insekten essen.

Wir müssen uns momentan aus Eimern waschen, was aber gar nicht so schlimm ist wie erwartet. Wir haben zwar fließendes Wasser aber das kommt nur aus den Wasserhähnen uns ist kalt.

 

 

Zum ChickenProjekt:

Gestern haben wir die One-Day-Chicken aus Kisumu abgeholt. Die sind einfach noch total klein und mega fluffig. In Kisumu hatten wir dann auch ein One-Day- Training, um zu lernen, wie man diese gegen Krankheiten versorgt und füttert.

Danach mussten wir dann noch einiges an Medikamenten und Futter kaufen. Leider ist uns aufgefallen, dass dies alles Unmengen an Geld kostet und hatten zu wenig mit um uns komplett mit dem Futter für die ersten 5 Wochen einzudecken.

Auf dem Rückweg von Kisumu nach Uradi hatte ich wirklich Angst, dass die Hälfte der Hühnchen auf dem Weg sterben, da die Straßen einfach so unglaublich schlecht sind.

In Uradi haben wir dann den Ofen und das Gehege desinfiziert und die Hühnchen in ihr neues Heim gesetzt. Judith und Ich müssen jetzt Tag und Nacht alle zwei Stunden nach dem Ofen sehen um zu kontrollieren um den Chicken nicht zu kalt oder zu warm ist.

Gestern Nacht hat der Watchman die Nachtschicht für uns übernommen.

Wir haben auch extra Gummistiefel für uns und Kosma, der Tierjunge, gekauft, damit der Stall „steril“ bleibt.

Judith und Ich sind jetzt nun Mütter von 52 Babyhühnern.

Wenn die Hühner groß genug sind können wir diese verkaufen. Dadurch kann die Gemeinde eigenständig sehr viel Geld verdienen.
 
 

 

Insgesamt fühle ich mich sehr wohl hier. Ich verstehe mich sehr gut mit Judith und wir erleben in kürzester Zeit die skurrilsten Dinge.


 

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